Cilli Wang

Tänzerin und Kabarettistin

* 1909    † 2005

 

Herkunft, Kindheit und erste Bühnenerfahrung

Cilli Wang wurde am 1. Februar 1909 in Wien geboren. Sie wuchs in einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf, die sich assimiliert hatte und von Weltoffenheit geprägt war.
Sie war das jüngste Kind von Marcus und Regine Wang. Ihre Geschwister hießen Anna und Maximilian.

Im Jahre 1925 trat sie der neu etablierten Klasse in modernem Tanz bei, die in der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst etabliert wurde. Als Lehrerin fungierte Gertrud Bodenwieser, welche als wichtigste Vertreterin des Expressionismus im Tanz galt.

Beginnend in ihrer Kindheit experimentierte sie mit Bewegung auf der Basis gesprochener Worte.

Cilli erschien erstmals im Jahr 1929 auf der Bühne der Wiener “Komödie”. Dies war ein Tanzabend nach gesprochenem Wort von Ernst Ceiss.

Tänzerische Bewegungsnummern, Heirat, Auftritte und Tournee

Cilli entwickelte tänzerische Bewegungsnummern zu Goethe, Wilhelm Busch oder Christian Morgenstern, die sie bald auch selbst rezitierte. Sie hatte eine große Freude daran, auch komische Nummern zu zeigen, wobei sie mit Charlie Chaplin verglichen wurde.

1930 lernte sie ihren späteren Mann Hans Schlesinger kennen, der als Autor und Regisseur reüssierte. Er schrieb für sie das Monodrama "Harlekinade", das sie in ihrem eigenen Theaterstudio "Beispiele" aufführte. Später folgten einige Engagements an Wiener Kleinkunstbühnen, darunter auch im "Simpl".

1932 verlegte Cilli Wang ihren Wohnsitz nach Berlin. Im selben Jahr heiratete sie Hans Schlesinger. Ein Jahr später führte sie eine Tournee gemeinsam mit dem Wiener Kabarettisten Paul Morgan durch Österreich.

1935 kehrte sie mit ihrem Mann nach Wien zurück. In diesen Jahren 1935 und 1936 trat sie in Erika Manns Züricher Kabarett “Die Pfeffermühle” auf. 1936 hatte sie Auftritte an der Kleinkunstbühne “Der liebe Augustin”. Hans Schlesinger richtete 1935 im Café Landtmann das “fröhliche Kabarett Landtmann” ein. Cilli engagierte sich auch im von Schlesinger geleiteten Theater an der Volkshochschule Ottakring.

Arbeitserlaubnis für die Niederlande, Gastauftritte und Engagements, Tod von Hans Schlesinger

Während der Zeit des Anschlusses hielten sich Cilli Wang und ihr Mann in London auf. Ihnen wurde eine Arbeitserlaubnis für die Niederlande gewährt, worauf sie sich vorerst in Den Haag nieder ließen.

Von 1939 bis 1940 hatte sie Gastauftritte im von Wim Kan und Corry Vonk geleiteten ABC Kabarett. Im selben Zeitraum agierte sie ebenso als Gastkünstlerin bei Cor Ruys’s De Mallemolen.
Es folgten Engagements am Leidschepleintheater und Zentraltheater in Amsterdam. Weiters erzielte Cilli Wang Erfolge beim Palais de Danse in Scheveningen und dem Cabaret Pinguin.

1940 und 1941 agierte sie als Gastkünstlerin am Willy Rosen’s Theater der Prominenten in der Revue Lache Bajazzo sowie im Lunapark.

1941 musste das Ehepaar in den Niederlanden untertauchen. Hans Schlesinger starb am 10. April 1945 als Folge der Strapazen an Erschöpfung.

Begründung der Weltkarriere, Zusammenarbeit mit Wim de Vries, Markenzeichen große Puppen

Cilli Wang blieb nach dem Krieg in den Niederlanden. Sie bestritt einen Soloabend ohne Einsatz von Sprache unter dem Titel "Cilli Symphonie". Dies sollte ihre Weltkarriere begründen. Am Klavier unterstützte sie Wim de Vries, der sie ab 1950 auf all ihren Tourneen durch Europa, Israel, Indonesien, Afrika, die USA, Kuba und Australien begleitete.

Bei ihren Auftritten in Österreich bereicherte Cilli Wang u.a. 1953 die “Salzburger Festspiele” und 1969 die “Wiener Festwochen”. Wim de Vries zog sich 1971 zurück, woraufhin Cilli beschloss, ihre Karriere zu beenden. Ihre endgültige Rückkehr nach Wien erfolgte 1975.

Ein wichtiges Markenzeichen von Cilli Wang waren die von ihr selbst in Handarbeit angefertigten großen Puppen, die sie in ihre Bühnenauftritte einbezog.

Cili Wang über ihre ab 1946 weltweit dargestellte “One woman show”

"Nur Tanz und Mimik, Spiel ohne Worte, doch kleine Dramen mit Klaviermusik und Geräuschen. So war es mir möglich, in vielen Ländern dieser Erde aufzutreten und verstanden zu werden. Ich bin schon ein bisserl stolz darauf, daß ich - wo immer ich spiele - die Menschen zum Lachen bringe ...".

Zahlreiche Kontakte zu Persönlichkeiten, Verwandlungskünstlerin

Cili Wang pflegte den Kontakt zu vielen Persönlichkeiten ihrer Zeit, darunter Größen wie Elias Canetti, Veza Canetti, Franz Theodor Csokor, Fritz Hochwälder, Ernst Schönwiese und Hans Weigel.

Cili Wang kann als eine der skurrilsten Erscheinungen auf den Bühnen der Zwischen- und Nachkriegszeit bezeichnet werden. Sie galt als personifizierte Mischkulanz aus Grotesktanz, Komik und Verwandlungskunst.

Ausgewählte Bilder (c) by den jeweiligen Rechteinhabern

Letzte Jahre, Tod

Cili fühlte sich in Wien nie heimisch oder glücklich. Sie hatte dort überhaupt keinen Kontakt zur jüdischen Gemeinschaft. Das hängt wohl damit zusammen, dass sie keine persönlichen Erfahrungen mit dem Anschluss 1938 hatte. Sie starb in Wien am 10. Juli 2005.

Weblinks

Wir erinnern uns

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